ZIDline
Canon uniFLOW - Druckerlösung für die Internet-Räume
Martin Rathmayer
Seit Anfang dieses Jahres betreibt der Zentrale Informatikdienst für Studierende der TU Wien auf Basis von Multifunktionsgeräten der Fa. Canon ein modernes Druck- und Kopiersystem, welches bereits an anderen Universitäten erfolgreich eingesetzt wird.

In den Internet-Räumen des ZID gab es seit vielen Jahren eine selbst entwickelte Druckerlösung basierend auf HP LaserJet Druckern, die von einem ehemaligen Mitarbeiter der Fa. Midas für den Betrieb mit Kopierwertkarten umgebaut wurden. Die Versorgung der Drucker mit Papier und Toner und der Verkauf von CopyCheck-Karten wurde vom Grafischen Zentrum durchgeführt. Für dieses System musste allerdings aus verschiedensten Gründen so rasch wie möglich ein Ersatz gefunden werden.

  1. Die Drucker sind nicht mehr zeitgemäß (nur Schwarzweiß, nur A4, nur einseitig, langsam, wenig Speicher).
  2. Die Fa. Midas baut keine neuen Drucker mehr für die Abrechnung mit Kopierwertkarten um (abgesehen davon stehen die Umbaukosten in keiner Relation zum Anschaffungspreis eines neuen Druckers).
  3. Die Verrechnung über Kopierwertkarten ist veraltet und uneinheitlich (Kopierwertkarten können nicht universitätsübergreifend verwendet werden bzw. sind sogar innerhalb der TU Wien nicht kompatibel).
  4. Die Seitenkosten sind zu hoch (Die Preisgestaltung des Grafischen Zentrums ist unflexibel, die neue Lösung sollte maximal kostendeckend sein, um den Studenten einen so niedrig wie möglichen Seitenpreis zu bieten).
  5. Die alte Lösung wurde selbst entwickelt und ist stark in das bestehende Linux System in den Internet-Räumen des ZID (LIZ) integriert (dieses ist ebenfalls veraltet und soll bald durch ein neues abgelöst werden).
  6. Eine gemeinsame Lösung mit der Bibliothek mit Kopier- und Scan-Möglichkeiten wäre von Vorteil.

Da es bereits seit Jahren Gespräche mit dem Grafischen Zentrum und diversen Druckerherstellern gab, eine gemeinsame Lösung allerdings nicht in Aussicht war, hat sich der ZID entschlossen, einen eigenen Weg zu gehen. Nach Definition der Anforderungen und einer Evaluierungsphase diverser Systeme, hat sich eine Lösung von Canon, welche auch bereits von anderen Uni­versitäten (Universität Wien, Medizinische Universität Wien, Universität für Bodenkultur, Universität Klagenfurt, Universität Linz, FH Joanneum, Mozarteum etc.) und einigen Landesbibliotheken eingesetzt wird, als für uns am besten geeignet erwiesen.

Dieses System basiert auf Multi­funktionsdruckern (MFP) der Serie Canon iR C2380i, welche moderne A3 Farblaserdrucker mit Kopier- und Scan-Funktionalität sind. Als Verrechnungssystem wird Quick, welches auf jeder Bankomatkarte vorhanden ist, verwendet. Die Lösung ist ebenso wie bereits die alte ein server­-basiertes FollowMe System, bei dem ein Druckjob in eine virtuelle Queue gestellt wird und an jedem beliebigen MFP abgeholt werden kann. Validierung, Jobauswahl, Ausdruck und Bezahl­vorgang werden direkt über die grafische Bedienoberfläche am MFP abgewickelt. Es ist deshalb kein zusätzlicher PC mehr beim MFP notwendig.

Die Software (uniFLOW) ist von der Fa. NT-Ware und läuft auf einem virtualisierten Windows Server 2008. Druckprotokolle und Kostendaten werden in einer MS SQL Datenbank verwaltet. Die Abrechnung der Quick- Einnahmen erfolgt elektronisch per Modem und einer entsprechenden Einreich-Software der Fa. Inform.

Ein wesentlicher Vorteil dieser Lösung ist die Benutzerfreundlichkeit. Der Student muss lediglich beim ersten Mal seine QuickCard (QC) an seine Matrikelnummer binden, ab dann ist er sofort validiert, wenn er diese in das Lesegerät steckt. Ein weiterer Vorteil ist die Verrechnung per Quick selbst. Dadurch gibt es keine finanziellen Transaktionen zwischen Studenten und dem ZID und die Buchhaltung wird lediglich mit einer quartalsweisen Überweisung der Fa. Paylife belastet. Ein dritter Vorteil ist die mannigfaltige Funktionalität der MFPs. Außer der normalen Druckfunktion stehen auch noch Kopier- und Scan-Möglichkeit (auch per USB-Stick) sowie die Option, Scans an die eigene E-Mail-Adresse zu schicken, zur Verfügung.

Die meisten Funktionen sind auch für anonyme Personen (ohne Bindung der QC an ein Benutzerkonto) verfügbar, was eine wichtige Voraussetzung für den Betrieb in der Bibliothek war. Damit dort auch von den OPAC PCs (Online Recherche) gedruckt werden kann, muss noch eine optionales Software Modul für das Drucken per JobTicket-Code als anonymer Benutzer getestet werden.

Eine Voraussetzung für die Installation der uniFLOW Software war die Möglichkeit des Abgleichs der Benutzerkonten mit einem bestehenden LDAP Server. Da dieser ohnehin auch für das neue LIZ-System notwendig sein wird, wurde dieses Service entsprechend aufgesetzt, um beiden Anforderungen gerecht zu werden. Es wurde dafür Open-LDAP unter Linux verwendet und entsprechende Scripts für den automatisierten Datenabgleich mit der ZID-Datenbank programmiert. Damit später einmal auch andere TU-Angehörige dieses Drucksystem ver­wenden können, wurde diese Funktionalität in der Grundstruktur gleich mit berücksichtigt. Das uniFLOW System würde dafür übrigens auch eine Verrechnung über virtuelle Konten mit nachträglicher Rechnung beherrschen (was der ZID aus buchhalterischen Gründen aber ver­meiden möchte).

Der technische Ablauf eines Druckvorgangs erfolgt folgendermaßen: Der Benutzer schickt seine Druckaufträge in eine virtuelle Printerqueue (ist auf den PCs im Internet-Raum bereits eingerichtet), geht innerhalb von 48 Stunden zu einem diesem System angehörenden MFP, validiert sich dort mit seiner QuickCard und wählt dann am Display einen oder mehrere Printjobs für den eigentlichen Ausdruck aus. Am Display sieht er zur Kostenkontrolle nochmals, wieviele Seiten und welches Format der Job hat bzw. ob es sich um ein farbiges Dokument handelt. Die virtuelle Printerqueue steht den Studenten auch über WLAN, VPN und die Datentankstellen zur Verfügung. Als Druckprotokoll kommen LPD und SMB zur Anwendung. Es gibt Druckertreiber für nahezu alle Plattformen als PS und UFR II Variante.

Die Druck- und Kopierkosten orientieren sich derzeit an den Preisen der Universität Wien (derzeit 7 Cent für A4/SW und 35 Cent für A4/Color). Bis jetzt hat der ZID nur zwei MFPs aufgestellt (Internet-Raum FH1 und Bibliothek), da die Miet- und Clickpreise nicht unerheblich sind und das jährliche Druckvolumen eine größere Anzahl derzeit nicht rechtfertigt. Ursprünglich befand sich der zweite MFP im Internet-Raum FH2, von wo er allerdings auf Grund der schlechten Auslastung vorläufig in die Bibliothek übersiedelt wurde. Sollte der MFP dort gut ankommen, kann über die zusätzliche Aufstellung an einem weiteren Standort nachgedacht werden. Im Zuge der Neuentwicklung des LIZ-Systems wird die alte Druckerlösung, welche derzeit noch parallel läuft, Ende Mai/Anfang Juni zur Gänze abgelöst. Leider können dann Standorte mit geringem Druckvolumen nicht mehr versorgt werden.

Zu Installation und Betrieb des Systems ist noch Folgendes zu bemerken: Obwohl sich die Projektplanung relativ lange hingezogen hat (viele technische Aspekte und universitätsspezifische Randbedingungen mussten berücksichtigt werden), konnte Dank gründlicher Vorbereitungen von Seiten des ZID und Kontakt mit anderen uniFLOW Betreibern die Installation letztendlich rasch und problemlos abgewickelt werden. Trotzdem hat sich die Inbetriebnahme um mehr als einen Monat verzögert, da der Workflow für die Anbindung per Quick durch die Fa. Inform und Paylife komplexer als erwartet war. In der Anfangsphase des Produktions­betriebs gab es auch kleinere Schwierigkeiten, die vorrangig durch Software-Bugs verursacht wurden. Im Großen und Ganzen sind aber die gröbsten Probleme gelöst, sodass nun ein relativ reibungsloser Betrieb ohne größeren Betreuungsaufwand möglich ist. Die Hardware-Wartung der Geräte erfolgt ohnehin durch die Fa. Canon, der ZID muss sich lediglich um die Versorgung mit Papier kümmern.

Generell ist zu bemerken, dass die Studenten der TU Wien im Vergleich zu anderen –  speziell nicht technisch orientierten Universitäten – ein geringeres Druckvolumen erzeugen und dass das Druck- und Kopierverhalten generell rückläufig ist, was auch damit zusammenhängt, dass es heutzutage wesentlich leichter ist, Printmedien zu scannen und viele Dokumente ohnehin bereits in elektronischer Form im Internet vorliegen. Aus ökologischer Sicht sicherlich zu begrüßen, aus ökonomischer schlecht für den wirtschaftlichen Betrieb eines flächendeckenden Druck-Services an der TU Wien. Man wird auch noch einige Zeit abwarten müssen, wie das neue System und die Bezahlung per QuickCard angenommen werden. Leider ist das Quick Bezahlsystem nicht sehr weit verbreitet und z. B. für Auslandsstudenten ohne österreichische Bankkarte wird man noch eine praktikable Lösung finden müssen. Spätestens wenn das alte System zur Gänze abgelöst ist, wird sich zeigen, ob die neuen Features wie Farbe und A3 einen zusätzlichen Anreiz bringen. Aus technischer Sicht hat der ZID damit auf alle Fälle einen innovativen Schritt in eine moderne, leistungs- und ausbau­fähige Druckerinfrastruktur getätigt.

Weiterführende Informationen über die Möglichkeiten dieses Systems und die Anwendung aus Sicht des Benutzers findet man auf den Webseiten des ZID unter www.zid.tuwien.ac.at/student/druckservice/.