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Erste Erfahrungen mit dem Onlineshop für Studentensoftware
Bernhard Simon
Der Onlineshop für Studentensoftware hat seine erste Bewährungsprobe im Wintersemester 2009/2010 erfolgreich bestanden. Dieser Artikel gibt einen kurzen Überblick über Zielsetzung und Realisierung dieses Projekts, widmet sich ausführlicher der Auswertung von Lizenz- und Download-Daten und berichtet über bisher aufgetretene Probleme.

Vorgaben

Als Ergänzung zum bestehenden Vertrieb von Studentensoftware in den Buchhandlungen des Lehrmittelzentrums (Bezahlung vor Ort, Ausgabe von Medien) sollte die Möglichkeit geschaffen werden, ausgewählte Produkte auch online (Auswahl der Software, Bezahlung mit anschließendem Download) zu beziehen. Das System muss flexibel genug sein, um für jedes angebotene Produkt beide Vertriebswege oder wahlweise nur einen anzubieten.

Bis auf die Abwicklung der Bezahlung, die Externen übertragen wird, sind alle für das Service erforderlichen Mittel und Schnittstellen intern zu realisieren. Dabei sind die in den vergangenen 10 Studentensoftware-Jahren gewachsenen Mechanismen und Systeme so zu nutzen, anzupassen bzw. auszubauen, dass bereits bekannte Dienste und Abläufe möglichst unverändert weiter bestehen.

Der Zugang zum Onlineshop und dessen Bedienung soll einfach sein und ausschließlich mit Standard-Komponenten, die auf gängigen Desktop-Systemen installiert sind, auskommen. Eine möglichst hohe Verfügbarkeit (24x7) des Shops ist anzustreben.

Implementation

Der Onlineshop wurde als verteile Applikation entwickelt, die über einen Web-Browser (Start: www.zid.tuwien.ac.at/studentensoftware/) bedient wird und folgende Teilaufgaben abdeckt, die üblicherweise in dieser Reihenfolge aufgerufen bzw. angezeigt werden:

  1. Zugang zum Online Bezug, Informationen über das Produktangebot, über einzelne Produkte, Lizenzbedingungen, ...
  2. Authentifizierung, Prüfung von Bezugs- und Nutzungsberechtigung
  3. Anzeige der online beziehbaren Produkte, Auswahlmöglichkeit, Akzeptieren der Lizenzbedingungen, Bestätigung der Produktauswahl
  4. Weiterleitung zum Bezahlsystem
  5. externe Abwicklung der Bezahlung
  6. Verarbeitung der Rückmeldung über den Status der Bezahlung (wenn erfolgreich weiter bei 7, sonst zurück zu 3)
  7. Anzeige der (neuen) Lizenzen mit Links zum Lizenzcode, Produkt-Download und Zahlungsbeleg
  8. Lizenzcode abholen
  9. Produkt-Download starten

Kern der Applikation ist der GemStone Objectserver, der Studentenstammdaten und alle Lizenzinformationen enthält. Er erledigt die Aufgaben 2-4 und 6-8 ausschließlich über sichere Web-Verbindungen (https). Für die Teilaufgabe 1 wurde der Studentensoftware Web-Server, der schon seit einigen Jahren in Betrieb ist, mit den entsprechenden Informationen zum Online Bezug aktualisiert. Am Studentensoftware Download-Server ist die Aufgabe 9 angesiedelt. Dort laufen zwei kleine Applikationen: eine ermöglicht die Navigation im Datenbestand mit Hilfe eines Browsers, die andere lässt – nach Rückfrage beim GemStone Objectserver – den Download einer selektierten Datei nur dann zu, wenn eine entsprechende Lizenz vorhanden ist und zusätzlich die Nutzungberechtigung (aktives Studium) bestätigt wurde.

Betrieb

Wie zuvor ausgeführt, setzt sich der Onlineshop – abgesehen von der Infrastruktur beim Payment Service Provider – aus drei miteinander vernetzten Servern (GemStone Objectserver, Studentensoftware Web- sowie Download-Server) zusammen. Um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten, wurde jedes dieser Systeme redundant ausgelegt (Hardware und Datenbestand) und kann im Fehlerfall kurzfristig umgeschaltet werden.

Da es sowohl intern (z. B. Stromversorgung, Netzwerk), als auch extern beim Payment Service Provider kaum nennenswerte Unterbrechungen gab, war bisher ein 24x7-Betrieb weitgehend möglich.

Statistiken

Das Angebot an online beziehbarer Software wurde (und wird) laufend ausgebaut. Derzeit sind es 17 Produkte, die zusätzlich über diese Bezugsschiene erhältlich sind. Für die statistischen Auswertungen in diesem Abschnitt wurden die Lizenzzahlen dieser Produkte im ersten Jahresdrittel 2010 (1. Jänner bis 30. April) herangezogen. Bis auf Visio – das ab Mitte Jänner nur mehr online bezogen werden konnte (weil die Medien vergriffen waren) und hier nur vollständigkeitshalber aufscheint, bei den Auswertungen aber nicht weiter berücksichtigt wurde – waren alle Produkte über beide Vertriebskanäle ohne Einschränkungen erhältlich. In diesen 4 Monaten wurden insgesamt 5453 Lizenzen vergeben, 4542 im Lehrmittelzentrum, 911 online – das entspricht einem online Anteil von durchschnittlich 16.7%.

Die folgenden zwei Diagramme zeigen die absolute (Abb. 1) bzw. relative (Abb. 2) Aufteilung der im Lehrmittelzentrum vergebenen (rot) und der online bezogenen (grün) Lizenzen. Zunächst fällt auf, dass die drei aktuellen Microsoft-Produkte bezüglich der Lizenzzahlen mit Abstand vorne rangieren – das entspricht durchaus den Erfahrungen der vergangenen Jahre mit ähnlichen Produkten. In der Grafik, die den online Anteil aller Produkte miteinander vergleicht, liegt Microsoft ebenfalls voran – diesmal jedoch mit den geringsten online Anteilen (Vista: 5.8%, Vista x64: 16.7%). Alle anderen Produkte haben einen online Anteil von mehr als 21%, bei iGrafx liegt er sogar über 50%. Die gelben Balken symbolisieren die Größe der herunterzuladenden Produktdateien (100% entsprechen etwa 3 GB) und legen die Vermutung nahe, dass umfangreiche Produkte bevorzugt auf Medien bezogen werden. Bei Office 2007, das im April 2010 aus lizenzrechtlichen Gründen aus dem Angebot genommen wurde, dürfte die Ursache für den geringen online Anteil allerdings nicht am Produktumfang liegen.

Abbildung 1: Lizenzaufteilung Lehrmittelzentrum/Online
Abbildung 2: Lizenzanteile Lehrmittelzentrum/Online (in %)

In den Abb. 3a bzw. 4a sind die Verteilungen der online bezogenen Lizenzen nach Tageszeiten bzw. Wochentagen dargestellt. Zum Vergleich zeigen Abb. 3b bzw. 4b äquivalente Verteilungen von Zugriffen auf die Studentensoftware Produktseiten (blau, Daten vom ersten Jahresdrittel 2010, 62239 Zugriffe) sowie TUWIS++-Authentifizierungen von Studierenden (orange, Daten der 8 Wochen vom 6. 3. 2010 - 30. 4. 2010, 857202 Authentifizierungen). Sowohl Tageszeiten- als auch Wochentagsaktivitäten im Onlineshop zeigen einen typischen, von den Öffnungszeiten des Lehrmittelzentrums (Mo-Fr 9:00-18:30, Sa 9:00-13:00) unabhängigen Verlauf.

Abbildung 3a: Online Lizenzen - Verteilung nach Tageszeit (in %)
Abbildung 3b: Online Aktivitäten - Vergleichswerte (Tageszeit, in %)
Abbildung 4a: Online Lizenzen - Verteilung nach Wochentagen (in %)
Abbildung 4b: Online Aktivitäten - Vergleichswerte (Wochentage, in %)

In Abb. 5 ist die Zahlungsmittelverteilung dargestellt. Knapp zwei Drittel der online bezogenen Lizenzen wurden mit Kreditkarte bezahlt (mehr als ein Drittel mit Visa), der Rest via Online Banking (EPS).

Eine für die Akzeptanz des Onlineshops wichtige Frage ist, ob ein Download der angebotenen Software in angemessener Zeit (Downloadzeiten von weniger als einer Stunde) möglich ist. Zunächst wurde versucht, riesige Dateien am Server durch Aufteilung der Produkte nach Plattformen und Sprachen zu vermeiden. Trotzdem sind nur etwa die Hälfte der angebotenen Produkt-Dateien kleiner als der Inhalt einer CD (20-600 MB), die andere Hälfte zum Teil deutlich größer (600-3000 MB). Abb. 6 zeigt die gemessenen Transferraten aller Produkt-Downloads zwischen Jänner und Ende April 2010. Etwa 20% (rot, langsam) haben eine Anbindung, die nur den Download kleinerer Dateien in akzeptabler Zeit zulässt, größere Dateien brauchen länger als eine Stunde, zum überwiegenden Teil sogar ein Vielfaches davon (in den Server Logs waren einige Downloads zu finden, die länger als 10 Stunden dauerten). Für knapp 40% (gelb, mittelmäßig) ist ein Download der meisten Dateien in weniger als einer Stunde möglich, nur die 4 größten (Windows 7/Vista DVD-Images) sind auch für sie in dieser Zeit nicht zu bewältigen. Die verbleibenden 40% (grün, schnell) schaffen alle Dateien in weniger als einer Stunde, zum Teil sogar deutlich schneller (z. B. die ca. 8% der Downloads, die hauptsächlich von Rechnern im TUNET stammen).

Abbildung 5: Online Zahlungsmittel
Abbildung 6: Download Transferraten (in Mbit/s)

Probleme

Im Testbetrieb in den Sommerferien 2009 stellte sich heraus, dass in seltenen Fällen erfolgreiche Zahlungen „verschluckt“ wurden, d. h. die Zahlungen wurden zwar im System des Payment Service Providers als erfolgreich registriert, die elektronisch verarbeitbare positive Rückmeldung blieb jedoch aus. Dieses Problem, das der Zuverlässigkeit des Services geschadet hätte, konnte durch regelmäßigen Abgleich mit den Daten des Payment Service Providers automatisiert behoben werden.

Die Studierenden hatten mit dem Online-Bezug (Produktauswahl, Bezahlung) keine Schwierigkeiten, es traten eher technische Probleme (Download, Installation) auf, erfreulicherweise blieb ihre Anzahl im Promillebereich (bezogen auf die Lizenzzahlen). Typische Probleme:

  • Download bricht ab oder ist fehlerhaft.
    Abhilfe: aktuellere Browserversion/anderen Browser verwenden, Bereitstellung von Prüfsummen.

  • Fehler während der Installation (z. B. fehlende Dateien).
    Abhilfe: ZIP-Archiv vor der Installation komplett auspacken.

  • Erstellte DVD bootet nicht.
    Abhilfe: heruntergeladenes ISO-Image als „Image“ auf DVD brennen.

Fazit

Mit dem Onlineshop wurde die Möglichkeit geschaffen, Studentensoftware einfach und bequem (orts- und zeitunabhängig) zu beziehen. Dieses Angebot wurde von den Studierenden von Beginn an gut angenommen und in einem nicht erwartetem Ausmaß genutzt. Aus diesem Grund wird das Online-Produktangebot auch in Zukunft laufend erweitert und aktualisiert werden. Der „traditionelle“ Bezug von Studentensoftware auf CD bzw. DVD im Lehrmittelzentrum bleibt wegen der anhaltenden Beliebtheit wohl noch einige Jahre lang weiter bestehen, möglicherweise mit einer schrumpfenden Produktpalette, wenn Hersteller eine eigene Produktion von Installationsmedien nicht erlauben oder wenn die Produktion einer Kleinserie wirtschaftlich nicht mehr vertretbar ist.