Lokales Bibliothekssystem der TU Wien

Martin Rathmayer, Peter Berger

Mit der am 28. 11. 1997 getroffenen Entscheidung über einen neuen Österreichischen Bibliotheksverbund, der neben zentralen Datenbanken auf einem von der Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation betriebenen zentralen System leistungsfähige lokale Systeme an den jeweiligen Universitäten vorsieht, war es notwendig und sinnvoll, dass der Rektor ein gemeinsames Projekt "Lokales Bibliothekssystem der TU Wien" definiert und die Zusammenarbeit zwischen dem ZID und der Universitätsbibliothek festgelegt hat.

Anfang 1996 wurde im BMWV eine "Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation" (AGBA) eingerichtet, die vereinfacht "alle Angelegenheiten der verbundweiten übergreifenden Aufgaben im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken" wahrnimmt (http://www.bibvb.ac.at/).

Geplant (und EU-weit ausgeschrieben) wurde eine Verbundarchitektur aller Universitäts- und Hochschulbibliotheken sowie der Österreichischen Nationalbibliothek. Das neue System sollte nach dem Motto "soviel lokal wie möglich, soviel zentral wie nötig" konzipiert werden. So soll ein Werk etwa nur einmal zentral katalogisiert und diese Information dann allen anderen Bibliotheken zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt werden. Entlehnfälle werden hingegen besser direkt vor Ort bearbeitet. Daher wurden ein von der AGBA betriebenes "Zentrales System" und von den einzelnen Verbundteilnehmern im eigenen Bereich betreute "Lokale Systeme" vorgesehen, die eng miteinander gekoppelt sind.

Der Zuschlag für das Zentrale System sowie der Rahmenvertrag erfolgte am 28. November 1997. Das ausgewählte Bibliothekssystem ist ein Produkt der israelischen Firma Ex Libris und heißt Aleph 500. Als zugrundeliegendes relationales Datenbanksystem dient Oracle. Nähere Informationen zu Firma und Produkt sind unter http://www.aleph.co.il/ zu finden.

Nach der Aufnahme des Produktionsbetriebes von Aleph 500 am Zentralsystem im Jänner 1999 wurde schrittweise damit begonnen, die lokalen Systeme auf den Universitäten aufzubauen und in den Verbund zu integrieren.

In einem gemeinsamen Projekt zwischen dem ZID und der Universitätsbibliothek der TU Wien (UB) wurden die Spezifikationen für das "Lokale Bibliothekssystem der TU Wien" erstellt (nach gewissen Rahmenvorgaben durch die AGBA und Ex Libris), eine Ausschreibung und die Beschaffung der erforderlichen Hardware und Systemsoftware wurde im Mai 1999 durchgeführt.


Technische Informationen

Bei der Anschaffung der Server Hardware war ein finanzieller Rahmen vorgegeben. Außerdem gab es von der Firma Ex Libris eine Empfehlung für die Mindestanforderungen. Beides richtete sich nach der ungefähren Anzahl von gleichzeitigen Benutzern, die für jede Universität und deren Cluster-Partner (in unserem Fall die Akademie der bildenden Künste und die Universität für Musik und darstellende Kunst) von der AGBA bestimmt wurde. Der ZID erstellte daraufhin einen Konfigurationsvorschlag und holte mehrere Angebote ein. Das beste Preis/Leistungsverhältnis bot schließlich die Firma IPS in Zusammenarbeit mit SUN.


Hardware

Die Haupteinheit, eine SUN Enterprise 450, besteht im Wesentlichen aus folgenden Komponenten:

3 Prozessoren UltraSparc II, 400MHz, mit 4MB Cache

2 GB Hauptspeicher

1 Fast Wide SCSI Kontroller für externe Devices

1 Ultra Wide Differential Dual SCSI Kontroller für externe Devices

3 Ultra Wide SCSI Kontroller für interne Devices

2 100MBit Twisted Pair Ethernet Kontroller

12 Hot Swap Single Connector SCSI Platteneinschübe

1 CD Rom Laufwerk

2 redundante Netzteile

8 9GB Ultra Wide SCSI Festplatten (10000rpm) inkl. Hot Spare Platte

Das Platten-Subsystem ist ein SUN D1000 StorEdge Array mit folgenden Komponenten:

 

12 Hot Swap Single Connector Ultra Wide SCSI Platteneinschüben

2 Ultra Wide Differential SCSI Controller

7 9GB Ultra Wide SCSI Festplatten (10000rpm)

2 redundante Netzteile

DLT4000 Fast Wide SCSI Tape Laufwerk (40GB komprimiert) mit 5 fach Wechsler (total 200GB)

1 USV

1 100MBit Twisted Pair Ethernet Repeater mit Glasfaser-Anschluss

Bibliothekssystem

Schrank

Das Ganze ist in einen 19" Schrank eingebaut und besitzt ein VT100 kompatibles Terminal als Konsole. Sämtliche Platten werden von innen nach außen gespiegelt und können im laufenden Betrieb gewechselt werden. Die momentane Netto-Speicherkapazität beträgt ca. 56 GB; davon ist nicht ganz die Hälfte belegt. Das System ist skalierbar, sollte aber in der derzeitigen Ausbaustufe für die nächsten Jahre ausreichen.

Um eine möglichst hohe Verfügbarkeit und Stabilität des Gesamtsystems zu erreichen, wurden ein Wartungsvertrag SILBER und für das Plattensubsystem ein Wartungsvertrag BRONZE abgeschlossen.

Netzwerkanbindung

Der Server hängt mit zwei 100 MBit Interfaces in verschiedenen Subnetzen (UB und ZSERV Segment), um im Falle einer TUNET-Störung trotzdem von den Bibliothekaren erreicht werden zu können. Der Zugang ist aus Sicherheitsgründen sehr restriktiv und auf wenige interaktive User beschränkt. Der hauptsächliche Zugang erfolgt über WWW, die Bibliothekare verwenden zusätzlich noch ein PC GUI und Samba.


Backup

Als Backup Software wird Solstice (Legato) Networker verwendet. Es erfolgt jeden Tag (Di - Sa früh) ein volles Backup der kompletten Maschine (Dauer ca. 2 Stunden), ohne dass der Betrieb des Servers eingeschränkt wird. Dabei wird jeden Tag ein neues Band genommen und ca. 4 Wochen aufgehoben. Pro Monat wird ein Band ausgewählt und an einem separaten Ort länger aufbewahrt. Da der Wechsler 5 Bänder aufnehmen kann, ist von den Operatoren lediglich einmal pro Woche ein Bandwechsel notwendig.


Software

Der Server läuft unter Solaris 2.6. Für die Plattenspiegelung und das Diskstriping wird Solstice DiskSuite verwendet. Ansonsten sind noch alle notwendigen PD Produkte (GNU Tools, Perl, Apache, Samba, ...) installiert.

Die Datenbank ist Oracle Version 7.3.4, die Bib-liothekssoftware selbst ist ALEPH 500 Version 2. Der meiste Plattenplatz wird für das Bibliothekssystem verwendet. Dazu wurden drei große Filesysteme zu je 18 GB angelegt, die aus Performance-Gründen aus jeweils zwei gestripten Disken bestehen. Die Datenbank wird im Archive Log Mode betrieben und OnLine gesichert. Im Falle eines Desasters kann mit dem letzten vollen Backup und den archivierten Redo Logs vollständig recovered werden.

Die Aleph Software ist hauptsächlich in Cobol, C und Csh geschrieben und wird ständig von der Firma Ex Libris upgedated (die Portierung aus der Host Welt ist nicht zu übersehen).


Administration

Der Server wird vom ZID betreut. Das betrifft vor allem die Systemadministration (Software-Installation und -Konfiguration, Systemupdates, Backup, Überwachung des Betriebszustandes), die Oracle Datenbank Administration und Hilfestellung im Zusammenhang mit der Bibliothekssoftware ALEPH. Eine weitgehende Automatisierung der periodischen Tätigkeiten konnte durch eigene Programme und Scripts der AGBA erreicht werden.

Da unser Bibliothekssystem in Österreich glücklicherweise nicht zu den Erstinstallationen zählt, waren die Anlaufschwierigkeiten relativ gering. Die Software ist dank laufender Patches und diverser Überwachungsjobs ziemlich stabil und es waren bis jetzt keine gröberen Fehlerbehebungen notwendig.

Die Konfiguration und Betreuung der ALEPH Software selbst erfolgt durch die Firma Ex Libris und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek. Auch die AGBA kann dank ihrer bereits langen Erfahrung mit diesem Produkt bei Problemen helfen.

Die bibliothekarische Betreuung wird vor allem durch Herrn Dipl.-Ing. Robert Würzl, Bibliothek der TU Wien, durchgeführt. Sein Artikel auf den folgenden Seiten gibt einen Einblick in die Verwendung des Systems.


Zum Inhaltsverzeichnis, ZIDline 2, Dezember 1999